Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum IT

Log in
updated 11:54 AM UTC, Mar 20, 2024

Die Kapuziner in Rumänien

Die Kapuziner in Rumänien

Die Kustodie „Seliger Jeremias von der Walachei“

Kurze Darstellung der Geschichte und jetziger Zustand

Wir wollen aus Anlass des Besuchs von Papst Franziskus in Rumänien berichten über die Präsenz und die Arbeit, die die Kapuziner in diesem Land entfalten.

Die ersten Kapuziner kamen im Jahr 1725 in das Gebiet des heutigen Rumänien. Sie kamen aus der Provinz Österreich und waren vom katholischen Bischof der Stadt Oradea gerufen worden. Sie bauten in dieser Stadt eine Kirche und ein Kloster, „Heimsuchung der Seligen Jungfrau Maria“. Dieses wird zum Zentrum, von dem aus die Kapuziner in die Region ausstrahlen. In der Folge wurden weitere fünf Klöster gegründet. Das Kloster von Oradea blieb bis zur Unterdrückung durch die Kommunisten im Jahr 1948 erhalten und der Tod des letzten Bruders Kapuziner erfolgte im Jahr 1974. Er war als Diözesanpriester tätig gewesen.

Eine weitere historische Präsenz der Kapuziner ist die von Costanza (alter Hafen am Westufer des Schwarzen Meeres. Hier setzte sich ein Teil der Kapuziner fest, die vom zaristischen Heer aus Georgien vertrieben worden waren. Den Brüdern wurde eine Pfarrei anvertraut, die die kirchlichen Autoritäten errichtet hatten, um die zahlreichen italienischen und deutschen Arbeiter zu betreuen, die auf Beschluss der türkischen Regierung an der Modernisierung des Hafens arbeiteten. Im Gefolge des russisch-türkischen Kriegs von 1878 wurde das Gebiet von Costanza zu Rumänien geschlagen. Die kirchlichen Autoritäten beschlossen die Seelsorge den Passionisten anzuvertrauen. Die Kapuziner zogen sich auf die schon bestehenden Klöster in Bulgarien zurück.

Die Seligsprechung des Kapuzinerbruders Jeremias von der Walachei (1556-1625) durch Papst Johannes Paul II. am 30. Oktober 1983 bot den Brüdern die Gelegenheit, nach Rumänien zurückzukehren. Bischof Petru Gherghel von Iasi bat den Generalminister Flavio Roberto Carraro, eine Gruppe von Brüdern zu schicken, um in seiner Diözese einen Neuanfang der franziskanisch-kapuzinischen Spiritualität zu initiieren. Aus seiner Diözese stammt nämlich noch vor der Geschichte der katholischen Kirche der neue Selige. Der Generalminister leitete die Anfrage an die Provinz Neapel weiter; hier hatte der Selige nämlich gelebt. Die Einladung wurde angenommen und die ersten beiden Brüder, Ubaldo Oliviero und Vittorio Clemente, trafen zu Beginn des Septembers 1992 in Rumänien ein. Sie liessen sich in der kleinen Stadt Onesti nieder. Noch vor ihnen hatte sich dort Br. Mario Querini niedergelassen, der sich dort dem ökumenischen Apostolat widmete. Dazu kam der Pfarrer des Ortes, Eduard Sechel, der ein grosser Verehrer unseres Seligen ist und bereits mit dem Bau einer Kapelle, die dem Seligen gewidmet tst, begonnen hatte.

Der 24. September 1992 ist das offizielle Datum für den Neubeginn der Kapuzinerpräsenz in Rumänien. Kaum angekommen machten sich die Brüder an die Arbeit. Am 30. Oktober desselben Jahres eröffneten sie ein Lyzeum, das jetzt noch in Funktion ist. Im Jahr 1995 wurde neben dem Platz der zu erbauenden Kirche das erste Kloster errichtet. Es wurde im Jahr 2000 eröffnet; es ist zugleich Sitz der Kustodie und des Seminars. Heute ist es ein katholisches Lyzeum, das alle jungen Leute aus dem Gebiet aufnimmt, katholische und nicht-katholische, besonders aber Schüler aus der Orthodoxie.

Im Lauf der Zeit wurden weitere Klöster eröffnet: Borzesti-Postulat (heute geschlossen), Nehoiu-Noviziat (heute an die Diözese Bukarest zurückgegeben, bleibt aber als Pfarrei) und Roman-Studienhaus.

Nachdem die Ausbildungsstrukturen für die jungen Leute geschaffen waren, errichtete am 8. Mai 2005 der damalige Generalminister, John Corriveau, offiziell die Kustodie Rumänien. Als ersten Kustos ernannte er Br. Ubald Oliviero. Dieser machte sich den Wunsch der Rumänen zu eigen und förderte die Übertragung der Reliquien des Seligen Jeremias von der Walachei in seine Heimat. Die Übertragung der sterblichen Überreste begann am 8. Mai 2008 in Neapel; nach einem triumphalen Zug durch das Territorium von Rumänien kamen sie am 31. Mai in Onesti an. Man brachte sie in die Krypta der Wallfahrtskirche. Dem Ereignis wohnten bei: eine grosse Zahl Bischöfe, Priester, Brüder, Ordensleute und viele Gläubige.

Während dem 1. Wahlkapitel im selben Jahr 2008 wurde als erster Kustos in Rumänien Br. Leon Budau gewählt. Im Jahr 2011 wurde er ein zweites Mal gewählt. Nach und nach wurden weitere Klöster gegründet: Sighetu Marmatiei und Tg. Lapus im Norden des Landes mit byzantinischem Ritus und Slobozia in der Diözese Bukarest.

Ende 2018 leben und wirken die Brüder der Kustodie in 5 Klöstern:

Onesti. Die Fraternität zählt 11 Brüder. Sie arbeiten im Pflegedienst, in der Seelsorge am Wallfahrtsort, als Lehrer im Lyzeum und in Schullagern, im Dienst an den Armen (Mensa und soziale Duschen), Einsatz für die Ökumene und Assistenz an der FG.

Roman. Die Fraternität setzt sich aus 13 Brüdern zusammen, davon sind 10 Studenten. Neben ihren Hauptaufgaben helfen die Brüder in der Pfarrei und überall dort, wo man sie wünscht, dann in den Gruppen zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, die aus dem Waisenhaus entlassen worden sind, Schullager im Sommer, Assistenz an der FG, usw. Kürzlich wurde ein Teil des Klosters restauriert, um Jugendliche aufzunehmen, die nach Erreichung des 20. Lebensjahrs die staatlichen Einrichtungen verlassen müssen und nach einer Arbeit suchen und sich bemühen eine Familie zu gründen. Am 24. Juni in diesem Jahr wird der Diözesanbischof Petru Gherghel 5 unserer Mitbrüder zu Diakonen weihen.

Slobozia. Die Fraternität zählt 3 Brüder. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Betreuung der Pfarrei der kleinen katholischen Gemeinden dieser Kleinstadt. Ausserdem betreuen sie eine weitere Gemeinde, die etwa 60 km entfernt liegt.

Sighetu Marmatiei. Auch in dieser Fraternität leben nur 3 Brüder. Ihre Aktivität besteht in der Betreuung eines Treffpunkts, wo die jungen Leute zusammenkommen, um zu studieren, zu spielen, zu beten, Gemeinschaft zu pflegen und sich von den Brüdern helfen zu lassen. Hilfe brauchen vor allem die zu kurz Gekommenen und die ehemaligen Waisenkinder. Im Lauf der Zeit hat sich eine schöne Gruppe von Freiwilligen zusammengetan, die die Brüder in ihren verschiedenen Aktivitäten unterstützen. Darüber hinaus leisten die Brüder Hilfen in der Pfarrei vor Ort. Sie ist dem byzantinischen Ritus verpflichtet. Wo man sie ruft, gehen sie auch hin. Sie leisten bei Schwestern geistliche Assistenz, leiten die sozialen Duschen der Stadt und begleiten die FG.

Die Stadt Sighet ist eines der Symbole für die Verfolgung, der die rumänische katholische Kirche beider Riten ausgesetzt war: in den Gefängnissen der Stadt wurde die Elite Rumäniens eingekerkert, Kirchenmänner und Persönlichkeiten des politischen und sozialen Lebens. Hier starben in den Jahren 1950 - 1955 vier Bischöfe, die um des Glaubens willen eingekerkert wurden: der selige Anton Durcovici, Bischof von Iasi, und drei andere griechisch-katholische Bischöfe Valeriu Traian Frentiu, Ioan Suciu und Tit Livia Chinezu, die mit anderen vier griehisch-katholischen Bischöfen am 2. Juni von Papst Franziskus am Ende seines Besuchs in Rumänien heilig gesprochen werden.

Tg. Lapsus. Hier leben zwei Brüder. Ihre wichtigsten Aufgaben sind: Hilfestellung an die örtliche Pfarrei des byzantinischen Ritus, das Zeugnis ihres Lebens, spirituelle Begleitung der Gläubigen, die als Büsser zum „kloster“ kommen. In der orientalischen Spiritualität nehmen in der Frömmigkeit die Klöster einen besonderen Platz ein; deshalb liegt unser „kloster“ auch ausserhalb der Stadt, wie das schon bei unseren ersten Klöstern „der schönen und heiligen Reform“ der Kapuziner der Fall war.

Neben den Brüdern, die in Rumänien leben und arbeiten, gibt es Brüder der Kustodie, die ihr Apostolat in verschiedenen Zirkumskriptionen des Ordens ausüben: in den Häusern, die von der Generalkurie abhängig sind. 5 Brüder am Historischen Institut, Unsere Mutter vom Trost, Frascati und Loreto; in der Mutterprovinz Neapel. 5 Brüder und weitere fünf, die es bei der Errichtung der Kustodie vorgezogen haben, sich hier zu inkardinieren. 2 in der Provinz Emilia Romagna, 1 in der Delegation Griechenland und ein anderer in der Delegation der Türkei. Gerade jetzt macht ein Bruder eine missionarische Erfahrung in der Kustodie Mozambik.

Der Besuch von Papst Franziskus in Rumänien (31. Mai-2. Juni) und die rumänischen Kapuziner.

Unser besonderes Charisma neben jenem, das alle Söhne des hl. Franziskus beseelt, ist die Ökumene. Sie ist begründet in der Wiederentdeckung der Gestalt, der Botschaft und schliesslich auch der sterblichen Überreste des Seligen Jeremias von der Walachei.

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts, d.h. in den Jahren 1905 und 1915, wurde die vergessen gegangene Existenz eines rumänischen Kapuziners bekannt; zwei orthodoxe Professoren, George Sion und Nicolae Iorga, machten ihn in akademischen Kreisen bekannt. Ein griechisch-katholischer Priester Ioan Balan (später Bischof und Martyrer; wird am 2. Juni dieses Jahres von Papst Franziskus heiliggesprochen) schrieb eine leicht verständliche Biographie; sie war in der Zwischenkriegszeit sehr verbreitet: „Un sfant pribeag roman (Ein heiliger rumänischer Pilger). Der griechisch-katholische Bischof von Oradea, Valeriu Trajan Frentiu (auch er ein Bischof; er wird am 2. Juni zusammen mit 6 anderen Bischöfen heiliggesprochen), approbierte im Jahr 1926 für seine Diözese die öffentliche Verehrung des Dieners Gottes Jeremias. Noch in der Zwischenkriegszeit und dann gleich nach dem 2. Weltkrieg bat die Gesamtheit der Bischöfe den Heiligen Stuhl und den damaligen Generalminister der Kapuziner, Br. Clemens von Milwaukee, die Rückführung der Reliquien nach Rumänien, um „auch einen heiligen Rumänen zu haben“; so begründeten sie ihr Ersuchen; aber man wusste nicht, wo er begraben lag. Im Jahr 1947 entdeckte ein anderer orthodoxer Gelehrte, Grigore Manoilescu, das Grab; aber die damalige Zeitumstände verunmöglichten die Rückführung der Reliquien nach Rumänien.

Wie man feststellen kann: Unsere ökumenische Öffnung ist in doppelter Weise gesichert: Söhne des hl. Franziskus und Erben des Seligen Jeremias und die Heiligsprechung der 7 Martyrer-Bischöfe verpflichten uns, das uns geschenkte Charisma der Ökumene nicht zu vergessen, auch wenn es scheint, dass die Hindernisse in letzter Zeit grösser geworden sind.

Die Einladung des Papstes „miteinander unterwegs sein“ ist für uns Kapuziner aktueller denn je.

Br. Petre-Marian Ianos, OFMCap

Letzte Änderung am Montag, 27 Mai 2019 16:42