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Verliebt euch in Jesus Christus!

Generalsekretariat der Formation
Interview mit

Br. Raniero Cantalamessa OFMCap
Kardinal der Heiligen Römischen

Interview mit Raniero C. Kardinal

Bei uns ist Bruder Raniero Cantalamessa. Papst Franziskus betonte seine kapuzinische Einfachheit. Wer es nicht wissen sollte: Bruder Raniero hat nach der Priesterweihe noch Patrologie studiert und darin promoviert; er war Professor an der Università Cattolica in Mailand, hat dann die Universität verlassen und wurde Prediger des Päpstlichen Hauses; dies ist er nun schon seit 41 Jahren. Am 28. November 2020 wurde er von Papst Franziskus in das Kardinalskollegium aufgenommen. Danken wir dem Herrn für diese Geschenk und beten wir, dass er als solcher weiter dem Orden und der Kirche dienen kann.

Charles Alphonse: Wie entstand Deine Kapuziner-Berufung?

Raniero C. – Ich hatte 12 Jahre. Es war im Jahr gleich nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Ich trat in das Seminar der Kapuziner ein:  ehrlich gesagt, ich hatte noch nicht entschieden, was ich eigentlich im Leben machen wollte. Drei Monate nach meinem Eintritt war im Kolleg ein Einkehrtag, dort wurde mir eindeutig klar, dass der Herr mich rief, Priester zu werden, und zwar als Franziskaner-Kapuziner. Das war mit solcher Klarheit, dass ich später mit all meiner Theologie nicht dagegen ankam und nichts mir so selbstverständlich schien wie dieses. Es war klar, und ich sagte es auch meinen Kameraden, dass dies die größte Gnade war, die der Herr mir nach der Taufe schenkte. Diese Überzeugung, durch eine Gabe Gottes berufen zu sein, hat mich zum Glück niemals im Leben verlassen. Das halte ich für einen großen Vorzug, für ein Privileg.

Welches war der schönste Moment in Deiner Ausbildungszeit?

Mehr als von einem einzigen Moment würde ich von einer Zeit sprechen. Also, während all dieser Zeit meines Lebens, würde ich sagen, dass das Noviziatsjahr ein besonderes Jahr war. Zu meiner Zeit gestaltete sich das Noviziat bei den Kapuzinern in Formen, die heute die jungen Anwärter verwundern würden. Zum Beispiel standen wir jede Nacht zum Gebet auf, mussten immer mit niedergeschlagenen Augen einhergehen. Ich habe das Ordensleben in Camerino begonnen, im ersten Konvent des Kapuzinerordens, wo man genau die Tradition und Lebensweise der ersten Kapuziner beibehalten hatte. Wir durften nicht unter uns sprechen, auch führte man dreimal die Woche die Selbstgeißelung durch. Insgesamt war es aber trotz dieser Strenge das schönste Jahr. Daran sieht man, dass das Glück nicht von dem abhängt, was wir machen, sondern von der Verbindung, die wir mit dem Herrn haben. Ich möchte die Jungen in Ausbildung, vor allem jene, die vor dem Noviziat stehen, einladen, auf diese Zeit zu schauen nicht als eine Zeit schlimmer Prüfung oder einer schweren Probe, sondern als eine Gelegenheit, bei sich selbst und in der Verbindung mit Gott in die Tiefe zu gehen.

Welche Botschaft möchtest Du mitgeben, um unsere jungen Brüder in Ausbildung zu ermutigen? Wir haben mehr als 2000 junge Brüder in Ausbildung.

Diese Frage stellen sie mir auch oft in den Seminaren rings um die Welt. Mancher formuliert sie so: Was müssen wir tun, damit eines Tages auch wir Verkünder des Evangeliums sind, Zeugen Jesu? Wenn ich dann ein bisschen nachdenke, komme ich am Ende fast immer zu diesem Schluss: Verliebt Euch in Jesus! Macht aus Jesus die Mitte Eures Lebens, sagen wir, den Polarstern, den Zielpunkt oder Schwerpunkt – nennt es, wie ihr wollt. Eine persönliche Beziehung mit Jesus ist das, was hält, was alles stützt! Alles Übrige in der Formation, mag sie nun brüderlich oder theologisch sein, muss dem dienen, muss zu Jesus hinführen. Man kann nicht für eine Sache leben, und sei sie noch so wichtig oder schön. Man muss für eine Person leben. Daher also meine Empfehlung, meine lieben jungen Kapuziner: es ist mit dem Gebet, mit der Meditation, mit der Betrachtung des Wortes Gottes, dass ihr wachsen könnt in der innigen Beziehung zu Jesus. Auf dass Jesus für Euch nicht nur eine Persönlichkeit bleibt, sondern eine Person ist! Einer, der dir nahesteht, einer, an den du dich wenden kannst, einer, der dich mit Leben füllt. Und wenn ich Euch demütig sagen darf, liebste Jugendliche, Jesus hat mir das Leben gefüllt und will es zur Fülle bringen, und ich hoffe und ich bin sicher, dass er dasselbe auch mit Euch machen will.

Von Herzen danke, lieber Pater Raniero, für Deine Verfügbarkeit, Einfachheit und auch für Dein Zeugnis.  Jetzt wollen wir um einen Segen bitten und auch um Dein Gebet für alle unsere jungen Brüder in der Grundausbildung sowie auch für die Brüder in der ständigen Fortbildung. Herzlichen Dank, bete für uns.

Der Generalsekretär für die Ausbildung bittet mich, aus der Entfernung euch allen, die ihr in Ausbildung seid, einen Segen zu spenden.

In mein Kardinalswappen habe ich eine Taube gesetzt und darunter die Schrift: “Veni Creator Spiritus”. So rufe ich den Heiligen Geist auf euch herab, die Salbung des Geistes, denn der Geist gibt Freiheit, gibt Freude... Und nun rufe ich den Heiligen Geist an, auf dass er über euch komme wie zur Erneuerung der Taufe. Das erbitte ich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Verschriftlichung und Übersetzung des Interviews.

Das Interview mit Bruder Kardinal Raniero führte Br. Charles Alphonse OFMCap, Generalsekretär des Büros für die Formation, im Dezember 2020.

Video - https://youtu.be/h8T8iurINPE

Letzte Änderung am Freitag, 29 Januar 2021 12:38
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