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updated 11:54 AM UTC, Mar 20, 2024

Zweites nationales Treffen GFS in Indien

Zweites nationales Treffen GFS in Indien

„Die friedliche Koexistenz in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft“

28 Mai, 2019

Kannur (Kerala Indien), 28. Mai 2019. Unsere Welt von heute ist bedauerlicherweise gespalten durch ideologische Konflikte, übertriebene Nationalismen, Auseinandersetzungen der Rassen, ethnische Konflikte, religiöse und interkulturelle Spannungen. Es scheint für die Angehörigen einer Religionsgemeinschaft nicht möglich zu sein, mit Respekt und gegenseitiger Gerechtigkeit miteinander zu leben.

Der hl. Franziskus von Assisi hatte eine intuitive und grundlegende Sicht auf eine Öffnung, die auch wir heute übernehmen müssen, indem wir uns mit anderen Menschen guten Willens zusammentun. Sein friedlicher Zugang auf die Dinge bestand darin, die Tugenden und die Praktiken anderer religiöser Traditionen wahrzunehmen und gleichzeitig in der eigenen Tradition fest verwurzelt zu sein. Der Dialog mit dem Sultan vor 800 Jahren ist ein Modell „interreligiöser Beziehungen“ von dem Augenblick an, wo er sich in aller Offenheit als Mann des Glaubens präsentiert und dabei Politik, Kreuzzug und religiösen Hass als nichtig hinter sich lässt.

Ein derartiger Multikulturalismus und ein religiöser Dialog dieser Art bieten die ideale Plattform, um anderen Kulturen, anderen Religionen, anderen Sprachen, anderen Völkern und Nationen zu begegnen, wenn es nur im Geist der Liebe und in menschlicher Zuwendung geschieht.

Diese Dimensionen machten das Thema des Zweiten Nationalen Treffens GFS aus. Für die Brüder Kapuziner in Indien geht es um die „friedliche Koexistenz in einer multikulturellen und multireligiösen Welt“. Das Treffen fand statt am 28. Mai 2019 in Kannur. Im Kontext des 800-Jahr-Jubiläums der Begegnung des Franziskus von Assisi mit dem Sultan Al-Kamil in Damiette (Aegypten) vereinte die Versammlung dreissig Teilnehmer aus elf Ordensbezirken der Konferenz CCMSI in Indien.

Im Gefolge der ersten Konferenz im Jahr 2016 in Kotagiri, Tamil Nadu, haben die Teilnehmer bei der Realisierung konkreter Aktionen für soziale Gerechtigkeit grosse Fortschritte gemacht. Die verschiedenen Provinzen haben verschiedene Initiativen unternommen, so etwa Friedensgruppen in den Schulen, Kampagnen für das Recht auf Nahrung, Mikrofinanzierung von Projekten für die Armen, Rechtsbeistand, Projekte für die Menschenrechte, Verhindern des Menschenhandels, Schutz der Kinder, Unterstützung bei der Arbeit,  Emanzipation der Frauen, Programme für Umweltschutz und viele andere Initiativen dieser Art. Ausserdem wuchs in den eigenen Provinzen eine geschärfte Sensibilität für GFS und soziale Fragen heran. Das wurde dieses Jahr von vielen Teilnehmern der Konferenz bestätigt.                                        

Br. Stephen Jayarai, Provinzialminister von Pavanatma, hat die Konferenzteilnehmer und die Organisatoren empfangen, Br. John Baptist, Generalrat, eröffnete die Konferenz und hielt auch die Eröffnungsansprache. Er erklärte die franziskanischen Wurzeln von GFS und verglich diese Wurzeln mit der Verehrung der Mutter Erde in der indischen Kultur. Die Beiträge von Mr Sachidananda Swamy und von Mr Sharafudden waren recht provokatorisch, besonders als sie erklärten, Dialog und Übernahme von Verantwortung seien von den Kapuzinern gefordert, wenn es um die Förderung des Friedens und um den Umweltschutz gehe, und vor allem auch wenn es darum gehe, die indische Kultur der offenen Bereitschaft und der Toleranz zu fördern.

Br. Benedikt Ayodi, Sekretär der internationalen Kommission GFS, leistete   drei Beiträge zum Thema der Tagung: Er wies auf die Bedeutung der Begegnung des Franziskus mit dem Sultan in unserem Kontext hin. Er betonte die Werte von GFS und die Rolle eines Animators GFS und präsentierte den Film „Der Sultan und der Heilige“; dieser Film wurde den Teilnehmern dann  gezeigt. Die Anwesenheit von Br. Benedikt und seine Beiträge haben die Brüder ermutigt und neu motiviert.

Zum Abschluss der Konferenz haben die Teilnehmer beschlossen, während des Jubeljahrs alle Fraternitäten, Pfarreien und Bildungshäuser mit grosser Intensivität zu sensibilisieren. Die Brüder werden sich bemühen, in besseren Kontakt zu Vertretern anderer Religionen zu kommen, besonders zu Vertretern der muslimischen Gemeinschaft. Das Zentralkomitee wird Events und Programme vorbereiten, die dazu beitragen, dass die Initiative mit Erfolg gekrönt wird.

Dieses Jahr wird auch der 150. Geburtstag von Mahatma Gandhi begangen. Die Teilnehmer an den Feierlichkeiten haben die Verpflichtung übernommen, sich bei Konflikten für gewaltfreie Lösungen einzusetzen. Gandhi war auf dem Papier hochangesehen, aber seine Philosophie der Gewaltlosigkeit ist weitgehend unbekannt. Als Antwort auf diese Realität überlegen sich die Brüder, ein internationales Zentrum zu errichten, um in Indien die Gewaltlosigkeit, die Versöhnung und den interreligiösen Dialog zu fördern.

Der gerechte Umgang mit der Schöpfung war ein anderer Bereich, der die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf sich zog. Man stellte fest, dass für den Klimawandel und die globale Erwärmung in Indien gewisse Personen besondere Verantwortung tragen. Es ist dringlich, mutige und konkrete Aktionen zu unternehmen, um sich dem Klimawandel entgegen zu stemmen. Man muss berücksichtigen, dass Indien bei der Umweltverschmutzung auf den höchsten Ebenen mitredet. Verschiedene Aktionsprogramme wurden in Gang gesetzt: Aufforstung, Rezyklieren und Solarenergie. Natürlich könnte man noch mehr tun. Anlässlich des 4. Jahrestag der Enzyklika „Laudato si“ haben die Brüder beschlossen, weitere Initiativen anzugehen, um den Wandel im Lebensstil, in der Landwirtschaft und im Gebrauch von fossilen Materialien herbeizuführen. Alles in allem ein Einsatz auf nationaler und internationaler Ebene.   

Die Tagung endete mit Interventionen von Br. John Baptist und Br. Ben Ayodi. Sie luden die Brüder ein, sich in ihren Provinzen als Sprecher von GFS einzusetzen.

By Br. Benedict Ayodi and Br. Arun Lobo,

Kerala, India
Mai 2019

Letzte Änderung am Montag, 17 Juni 2019 20:42